Diesmal erhitzten sich die Gemüter vorab an der Frage, ob mit Kandidat Markus Ritter, Präsident des Schweiz. Bauernverbands, eine vierte Kraft (von sieben) mit landwirtschaftlichen «Wurzeln» im Regierungsgremium opportun wäre. Zu offensichtlich ist die eingetrübte Aussicht, dass die Schweiz im 21. Jahrhundert durch jene Vertretungen «regiert» würde, deren Output weniger als ein Prozent zum BIP (Bruttoinlandprodukt) unseres Landes beiträgt; eine Branche, die zudem nicht gerade als zukunftsorientiert gilt.
«Ritter» im Volksmund
Trug ein Ritter seine Rüstung, war er auf Angriffe vorbereitet. Kämpfte er mit offenem Visier, legte er seine Absichten offen. Führte er dagegen etwas im Schilde, plante er nichts Gutes. Brach er für jemanden seine Lanze, unterstützte oder verteidigte er ihn oder sie. Sass er zudem auf dem hohen Ross, wirkte er etwas eingebildet, um nicht zu sagen arrogant.
Das stolze Rittertum – ähnlich wie die arbeitsame Bauernschaft – haben in der Schweiz eine lange Tradition. Mit Blick auf den 12. März seien deshalb Fragen erlaubt, was man sich unter jenen alten Redewendungen heute vorzustellen hat:
Offensichtlich ist unser Ritter gut auf Angriffe vorbereitet. Er lässt sich gegen Bezahlung vom erfahrenen und erfolgreichen Einflüsterer in Bern, Lorenz Furrer, (Furrerhugi) beraten. Noch kämpft der Ritter um den Bundesratssitz mit offenem Visier und breitet seine Absichten generös in den Medien aus. Ob er dabei etwas anderes im Schilde führt – wer weiss das heute schon? Jedenfalls bricht er eine Lanze für … sich selbst, als motivierter Kandidat, wenn gewählt, werde er Vollgas geben. Abbilden in den Medien lässt er sich meistens zusammen mit einer Kuh – also weit davon entfernt, auf dem hohen Ross zu sitzen.
Ein landwirtschaftslastiger Bundesrat?
Zweifellos ist 2025 – im Jahr der Turbulenzen um Trump und Putin - der Job eines Bundesrats, einer Bundesrätin sehr anspruchsvoll. Denn Regieren heisst ja auch: Seine Bevölkerung erfolgreich auf die Zukunft vorbereiten Der Bundesrat: Da ist Guy Parmelin, Eidgenössisches Meisterdiplom in Landwirtschaft und Weinbau, dazu Berufslehre als Landwirt. Auch bei Beat Jans darf gefragt werden, wie weit seine Ausbildung - er absolvierte eine Lehre als Landwirt und bildete sich dann zum Agrotechniker weiter – ihn prädestiniere, das Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement zu führen, wo er im Januar 2025 mit seinen Vorschlägen zur Verschärfung des Asylrechts nicht überzeugen konnte. Und Albert Rösti, Doktor der technischen Wissenschaften und Ingenieur Agronom. (In diesem Zusammenhang nicht erwähnt sind Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Ignazio Cassis).
Das VBS als Wunschdepartement
Markus Ritter hat sich in seinen Medienauftritten professionell und wendig gezeigt. Auch im «Werbespot» von TV SRF 1 vom 29.1.2025 zeigte er sich überzeugt davon, im Militärdepartement die Probleme anpacken und lösen zu können. Er präsentierte sich als einer der einflussreichsten Politiker des Landes, was seine berühmten Auftritte zugunsten der Schweizer Bauern tatsächlich immer wieder bewiesen haben. In diesem Zusammenhang sprechen Beobachtende der Bundeshausszene auch von erfolgreichem Lobbying, können doch mittlerweile mindestens 52 Parlamentarier zur Landwirtschafts-Lobby gerechnet werden. Die NZZ am Sonntag beschrieb Ritter nüchtern als: «sehr zielorientiert, schneller als die anderen und immer gut organisiert».
Ritter schwärmt mit erhobenem Zeigefinger geradezu vom VBS, in seinen eigenen Worten: «Es braucht nun – trotz knappen Budgets - eine starke Führung, denn es steht viel, sehr viel Arbeit an um den Pendenzenberg abzutragen. Er könne das VBS wieder ‘top’ machen – auf mich kann man sich verlassen» (NZZ). Fragt sich da manch eine Leserin, ein Leser: «Was machte dann seine Vorgängerin Amt?»
Der angekündigte Rollenwechsel
Der Gefreite Ritter verkündet nun also, im Verteidigungsdepartement aufräumen zu wollen. Kein Wort davon, dass er noch gar nicht gewählt ist. Ob er gewählt werden wird, ist ja noch offen, denn es ist bekannt, dass unser Parlament bei Bundesratswahlen seit je für starke Persönlichkeiten eher wenig Sympathie zeigte.
War Ritter bisher der begabte, erfolgreiche Bauernführer mag man sich fragen, ob der angestrebte Rollenwechsel zum ebensolchen Militärstrategen wirklich so problemlos zu bewältigen sein werde.
Oberst Pfister und Gefreiter Ritter
Sofern Martin Pfister (Mitte) einziger Herausforderer von Markus Ritter bleibt und sich nicht doch noch ernstzunehmende «wilde» Kandidaten aus anderen politischen Richtungen zur Wahl stellen werden, wird der 12. März 2025 keine grossen Wellen werfen. Etwas Spannung wäre natürlich wünschenswert.