Seit Jahren macht die Drohung einer bevorstehenden Energielücke als Folge steigenden Strombedarfs in der Schweiz die Runde. Dahinter stehen die mächtigen Stromproduzenten, die neue AKW's in der Pipeline haben. Aus nachvollziehbaren Gründen wollen sie mehr von ihrem Produkt verkaufen. Auch der Begriff gesteigerte Energie-Effizienz geistert durch die Medien. Gemeint ist die Tatsache, dass z.B. der Einsatz moderner Apparate als Ersatz für stromfressende Geräte und ein verändertes Verhalten der Menschen dazu beitragen können, dass weniger Energie – hier ist von Strom die Rede – verbracht wird. Es soll also gespart werden, allerdings ohne Komfortverzicht, eine lösbare Aufgabe. Zu guter Letzt werden neue Wege zur Energie-Erzeugung angekündigt: z.B. Solarstrom, produziert durch Photovoltaik auf unseren Hausdächern, aber auch aus Dampfturbinen in der Sahara und von dort in die Verbraucherländer transportiert. Dahinter steht die Hoffnung auf eine neue Energie-Zukunft.
Ein kleiner, aber leicht nachvollziehbarer Vergleich: Mit den alten Glühbirnen kostet uns der Strom für 60'000 Stunden Licht heute gut 500 Franken, mit Energiesparlampen weniger als 200 Franken und mit Leuchtdioden (LED) 100 Franken. Sogar aus dieser rein ökonomischen Sicht rechnet sich der überfällige Umstieg. Dabei haben wir noch gar nicht gewichtet, dass die Verfeuerung fossiler Brennstoffe und der damit erzeugte Klimawandel (Treibhausgase) das Leben auf der Erde bedroht. Deshalb müssen wir jetzt umschalten! Wir müssen anders denken.
Die wichtigste Energiequelle der Zukunft ist die Sonne. Sie liefert täglich ein Mehrtausendfaches dessen, was wir an Energie brauchen. Was uns noch fehlt, sind effektive Techniken, uns dieses Geschenk nutzbar zu machen. Wenn wir schon realisieren, dass wir Produktionsweisen zu ändern haben, gilt es einerseits beim Material, der begrenzten Ressource, intelligenter – in technischen und biologischen Kreisläufen – zu produzieren und Abfall zu vermeiden. Andererseits gilt es, die neue, globale Energie- Revolution voranzutreiben: Systeme, die durch Sonnenenergie angetrieben werden, belasten die Zukunft unserer Kinder nicht. Dazu gehören natürlich auch Windkraft, die durch Thermik erzeugt wird und Biomasse. Dagegen belastet die Atomenergie unsere Zukunft mit Hypotheken, sie schafft für viele künftige Generationen hochgefährliche Verpflichtungen.
Diesen Sommer haben sich verschiedene Grosskonzerne (darunter ABB) zusammengefunden, um das Projekt Desertec zu starten. Dies ist die oben erwähnte Revolution, die mit diesem grössten Solarprojekt aller Zeiten eingeläutet werden kann. Sonnenkraftwerke in der Sahara sollen Afrika und Europa mit Energie versorgen. Durch Bündelung der Sonnenstrahlen (mit einer Armada von Spiegeln) zu hohen Temperaturen wird Wasserdampf erzeugt, der anschliessend eine Turbine antreibt – wie in gewöhnlichen Dampfkraftwerken. Doch, statt wie bisher, diese Hitze durch Verbrennen von Kohle, Gas, Öl oder Spaltung von Atomen zu gewinnen, erledigt dies zukünftig die Kraft der Sonne. Der Transport des Stroms durch das Mittelmeer ist, gemäss Aussagen der ABB, kein Problem. Kritiker warnen allerdings vor den enormen Kosten der ersten Pilotanlagen. Es sind vor allem die Kreise, die die unvorstellbaren Kosten eines Atomkraftwerk- Super-Gaus klein reden. Ein solcher ist in ihrem Szenario-Plan nicht vorgesehen – ähnlich wie der Banken-Gau 2008 bei den bankinternen Prognostikern.
Übrigens: es gibt bereits funktionierende Beispiele solcher gigantischer ökologischer Kraftwerke, z.B. Nevada Solar One in den USA. 182'000 schwenkbarer Parabolspiegel richten sich in diesem Solarenergiekraftwerk nach dem Lauf der Sonne aus. Auf 100 Hektaren Wüste wird Elektrizität für 14'000 Haushalte generiert. Und in der Nähe von Sevilla (Spanien) steht der 115 Meter hohe Turm eines Solarkraftwerkes, in dem 624 unsichtbar hinter dem Horizont installierte Spiegel in der Turmspitze die benötigte Hitze erzeugen, um mit Dampf die Turbine anzutreiben und 5500 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Ein grosses Missverständnis ergab sich aus der Wunder-Theorie, Ethanol – z.B. aus Mais oder Soja gewonnen – anstelle von Benzin (Erdöl) zur Kraftstoffgewinnung für Autos zu verwenden und diesen Biokraftstoff aus erneuerbarer Energie als Errungenschaft zu feiern. Nicht zuletzt auch deshalb, um dadurch die Erdölabhängigkeit zu verringern (USA). Längst haben sich die Nachteile gezeigt: Nahrungsmittel werden knapp und teuer, immer mehr Leute hungern und die grandiose Idee, natürliche Ökosysteme in Äcker für Biosprit umzuwandeln, erweist sich als gigantische CO2-Falle: dieser Prozess kann das 420-Fache dessen an CO2 verursachen, was durch die Nutzung dieser Biokraftstoffe in einem Jahr eingespart wird. Doch auch auf diesem Gebiet können wir gescheiter werden. Schnellwachsende Gräser aus Landstrichen, die für die Landwirtschaft ungeeignet sind oder Algen aus Brackwasser, deren grüner Schlamm sich für die Produktion von Biodiesel eignet, könnten dereinst eine interessante Zukunft haben.
Und hier bei uns in der Schweiz? Die Sanierung von Altbauten in Passivhäuser (Minergie-Standard) und diese konsequente Ausrichtung bei Neubauten macht ökologisch und ökonomisch Sinn. Die Heizkosten lassen sich um mehr als 90% reduzieren. Fotovoltaik auf den Hausdächern (und bald auch auf Fassaden) liefert den Strom zur Eigenversorgung, was zuviel produziert wird, geht gegen Bezahlung ins Netz. Diese Technik wächst zurzeit am schnellsten. Wir sollten solche Zukunfts-Investitionen nicht davon abhängig machen, dass der Staat sie (teilweise) subventioniert. Die Energie-Revolution wird von jedem Menschen vorangetrieben.