Das Digitale Universum prägt das Verhalten der jungen Generation. Ein Leben ohne Internet hat sie nie gekannt. „WhatsApp“ ist ihr Kommunikator zu anderen „Digital Natives“. YouTube ist Informations-, Musik- und Gaming-Quelle. Das Smartphone hat TV und E-Mails verdrängt, ebenso wie digitale Medien die Bezahlzeitungen. Ihre Zukunft beurteilen die Jungen in der Schweiz zuversichtlich.
Zukunft am Beispiel Autowelt
Die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde in Washington hat in Aussicht gestellt, dass es das Selbstfahrsystem des Google-Autos als legalen Fahrer akzeptieren würde. Viele von uns mögen dennoch nicht so recht glauben, dass fahrerlose Autos auf unseren Strassen überhaupt Realität werden könnten. Ebenso, wie sich wenige vorstellen können, kein Auto zu besitzen. Täuschen wir uns? Am Beispiel Auto zeichnet sich die Zukunft ab. In den USA sind Analysten davon überzeugt, dass Autobauer „far sooner, faster and more powerfully than one might expect“ („viel schneller und kraftvoller als bisher erwartet“) aufgeschreckt würden und sich neu erfinden müssten (Economist). Fahrerlose Autos sollen auf breiter Basis 2020 unterwegs sein, vorsichtigere Prognosen lauten auf 2025. Das ist die eine Seite.
Die andere: Prognostiker orten die Änderungstreiber nicht allein in digitaler Software, sondern – mindestens so prägend – in gesellschaftlichen Umwälzungen. Wurden oder werden Autos gestern und heute als Statussymbole und Lifestyle-Aushängeschilder gekauft oder geleast, verdrängen deren Softwarequalitäten, Unterhaltungs- und Informationssysteme, also innere Werte, zusehends jene äusseren des Imponiergehabes. Damit gerät das ganze Geschäftsmodell der Autobauer unter Druck.
Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel prägen somit gemeinsam den raschen Wandel auf dem Weg in die Zukunft. „Schneller als du denkst!“Digitale Revolution
Gut platziert sind Startups – oft Spin-offs (Jungunternehmen, die erstmals im Markt theoretische Forschung mit praktischer Nutzung kombinieren). Entscheidend dabei ist der Funke, der von forschenden Studenten und ihren Professoren überspringt auf eine zündende, neue Idee der Marktnutzung. In der digital geprägten Zukunft sind deshalb Firmen, die sich Big Data zu Nutzen machen, oft innert kurzer Zeit „shooting stars“ – Ertragsperlen.
Die Schweiz ist sehr gut positioniert. Erstklassige Lehrkörper an Hochschulen, clevere Studentinnen und Studenten mit Ambitionen und Phantasie, engagierte und mutige Privatpersonen als Financiers: Jugend und Innovation als schweizerisches Erfolgsmodell.
„Pioneer Fellowhip ETH“
Die Pioneer Fellowships sind ein Instrument zur Unterstützung junger Forschender für die Entwicklung von innovativen Produkten oder Dienstleistungen im Anschluss und basierend auf ihren wissenschaftlichen Arbeiten (MSc oder PhD/Doktorat) an der ETH Zürich. Sie werden an Einzelpersonen oder Zweierteams verliehen, die beabsichtigen ein hoch-innovatives Produkt oder einen Service zu entwickeln, der kommerziell genutzt werden kann und/oder der Gesellschaft dient.
Allein 25 Start-ups in 2015 – die ETH Zürich darf sich als Innovationshub bezeichnen. Der Vergleich mit anderen europäischen und amerikanischen Technologie-Hubs bestätigt den Befund.„Venture Kick“
Seit ihrem Start im September 2007 bietet Venture Kick Spin-off Projekten aus Schweizer Hochschulen Startkapital, Coachings und Zugang zu einem professionellen Netzwerk aus Investoren und Industrieexperten. Mitglieder aus einem Jury-Pool von über 100 Startup-Experten evaluieren und unterstützen 16 Spin-off Projekte in 3 Sitzungen pro Monat.
Seither hat die Jury 238 Sitzungen mit 785 Projekten angehört. Die selektierten Startup-Projekte erhielten Startkapital sowie praktische Coachings während 234 "kickers camps". Auf diese Weise bezogen bisher 403 Startups über 896 Millionen Franken.
„venturelab“
„Wenn es für ein Schweizer Team möglich ist, den America's Cup zu gewinnen, ist es auch möglich, world-class Startups aus der Schweiz aufzubauen.“ So beginnt die Homepage eines anderen „Wagnis-Laboratoriums“. venturelab startete mit dieser Mission im Jahr 2004. Seitdem haben sie Zehntausende von Geschäftsideen analysiert und Tausende von Startups trainiert. 2014 schafften es 67 venturelab Alumni in die TOP 100 der besten Schweizer Startups.
In unheimlichem Tempo wachsen solche zukunftsträchtigen Jungunternehmen wie Pilze im Herbst aus dem Boden. Zur Illustration hier eine kleine, willkürliche Auswahl, um das Behauptete zu illustrieren.
„Hotel Quickly App“
Der Siegeszug dieser App mit Schweizer Wurzeln ist beachtlich. „Last-minute hotel booking at amazing prices“ lautet die Botschaft. Hotel Quickly hilft Reisenden, Zeit und Geld zu sparen indem dynamische Angebote in den besten Hotels im asiatisch-pazifischen Raum angeboten werden. Wie das geht? Bleiben Hotels kurzfristig auf leeren Zimmern sitzen, melden sie diese an Hotel Quickly.
Handydaten als Informations- und Verdienstquellen
Am besten, Sie gehen selbst auf die Website der TERALYTICS (teralytics.net) in Zürich. Ein junges Team aus hochmotivierten Studienabgängern, Ingenieuren und Ökonomen arbeitet daran, das menschliche Verhalten nicht nur besser zu verstehen, sondern die gewonnenen Erkenntnisse (aus Milliarden von Daten) mittels Algorithmen in spektakuläre Resultate im Bereich Logistik zu verwandeln. In Partnerschaften mit Telecom-Firmen und aufgrund der Handydatenanalysen auf der ganzen Welt kommen so Entscheidungsunterlagen zusammen, z.B. für den Bau neuer Eisenbahnlinien, zur Optimierung von Transportflüssen, über das menschliche Verhalten (Pendler oder Ferienreisende), Frequenzanalysen im Detailhandel usw.
„HYLOMORPH“
Das Immunsystem fungiert als Polizei des Körpers und schützt uns vor Eindringlingen wie Bakterien und Viren. Bei Patienten mit künstlichen Implantaten können die Abwehrreaktionen des Körpers allerdings zu einem Problem werden. Simone Bottan, Mitgründer des ETH Spin-offs HYLOMORPH, und seine Mitarbeiter haben eine revolutionäre Zellulose-Beschichtung entwickelt, die Abwehrreaktionen und Bindegewebs-Verhärtungen bei künstlichen Implantaten minimiert. Die Technologie hat das Potenzial, die Sicherheit und Lebensqualität von Patienten dramatisch zu verbessern und gleichzeitig Gesundheitskosten zu senken.
„Inter Ax Biotech“
Das Spin-off der ETH Zürich und des Paul Scherrer Instituts, InterAx Biotech, hilft Pharmaunternehmen neue und bessere Medikamente mit einer höheren Erfolgsrate in klinischen Studien zu entwickeln. Die computergestützte Technologie stellt eine Vielzahl an Informationen zur Verfügung, die Arzneimittelwirkungen und damit die vielversprechendsten Wirkstoffkandidaten frühzeitig aufzeigen. Risiken und Kosten in klinischen Studien können so massiv reduziert werden.
Swatch Batterien der neuen Generation
Nicht nur die digitale Revolution kreiert Neues. Hier zwei andere Beispiele: Wollen wir Ernst machen mit Batterien ohne Quecksilber, Kobalt oder Nickel, braucht es eine neue Generation Batterien. In Ittingen baut die Firma Renata, welche Hayeks Swatch-Knopfbatterien produziert, gerade eine neue Produktionsstrasse für Prototypen eines solchen Modells, das in Elektroautos genutzt werden kann. In Zusammenarbeit mit dem emer. Chemie-Prof. Reinhard Nesper von der ETH Zürich (NESPER-Group: Novel Exciting Solid Phases, Energymaterials & Reactions) hat sein Team eine neue Materialkombination herausgetüftelt, die 30 Prozent leistungsfähiger sein wird als bisher bekannte. Die Reichweite eines Elektroautos kann damit um über 40 Prozent gesteigert werden. Mit der Zeit könnten aus dieser Idee hunderte von neuen Arbeitsplätzen in der Schweiz entstehen.
Neue Generation Antibiotika
Prof. Rolf Kümmerli (Kümmerli’s Group, Irchel Campus der Uni Zürich) forscht an einer neuen Generation Antibiotika. Bekanntlich werden Infektionskrankheiten mit Antibiotika bekämpft, doch immer öfters sind Bakterien gegen herkömmliche Antibiotika resistent. „Siderphore“ stehen im Fokus um einen neuen, verbesserten therapeutischen Zugriff zu erlauben, ohne ins Innere der Zellen vordringen zu müssen. Diese neue Strategie, auf Liposomen oder Gallium basierend, soll die Zusammenarbeit von Bakterien und damit resistenter Erreger, unterbinden.
Innovationspark Schweiz
Um die Innovationskraft der Schweiz zusätzlich zu fördern und stärken, wird das Projekt „Innovationspark Schweiz“ vorangetrieben. In Zürich, Basel, Biel, Lausanne und Villigen sollen Ableger entstehen, die dafür sorgen müssen, dass die Schweiz das innovativste Land der Welt bleibt (Global Innovation Index 2015). In Dübendorf soll auf dem Areal des Flughafens der Standorte Zürich realisiert werden. Innovation ist der Rohstoff unseres Landes – wir sollten alles dafür tun, die Fähigkeit zur Innovation zu stärken.
Bahnbrechende Innovationen fördern das qualitative Wachstum, Produktionsabläufe werden revolutioniert und solche neuen Angebote schaffen Nachfrage. Ob dereinst vom Swiss Silicon Valley (bedeutender Standort für die weltweite IT und High-Tech Industrie) gesprochen werden kann, wird die Erfahrung zeigen. Schön wär‘s!